person_standing_near_rocks

Warum Ausmisten Viel Mehr Ist Als Das.

Denise Kemmer

19 March 2017

Author Picture

Zwischen Fotos und Erinnerungen einen der schönsten Sätze überhaupt wiedergefunden: Pack aus, was du innen hast. Für mehr Selbstverwirklichung.


Was raus muss, muss raus. | Über das Reisen und über alles dazwischen.
Ich war keine Woche zurück in meiner Wohnung nach drei Monaten in einem klitzekleinen Zimmer mit spartanischer Einrichtung mitten in , da fing ich an auszumisten. Ich mache das gerne und diesmal war eine Kommode dran, um die ich trotz meines Hangs zum Verabschieden lange Zeit einen großen Bogen gemacht hatte.
Vielleicht, weil ich wusste, was drin war. Briefe, die ich natürlich nicht weggeworfen habe, aber deren Lesen stundenlanges Prokrastinieren förderten. Krimskrams, der sich angesammelt hat. Ein chaotisches Sammelsurium an Überbleibseln. Fotos, Fotos, Fotos. Viele davon von meiner ersten Reise außerhalb Europas, nach New York, die letztendlich viel mehr bedeutete, als mir kurz nach dem Rückflug bewusst war (mehr dazu übrigens im Buch). Und auch dieses Foto. Ich mit sechzehn, als meine Eltern mir einen Hund schenkten. Ich glaube, das Bild ist am nächsten Morgen entstanden. Sie war einige Wochen alt und ich spüre noch heute das Fell zwischen meinen Fingern, wenn ich zurückdenke.
Und letztendlich ist mir auch das in die Hände gefallen. Ein kleines, schwarzes Buch mit meinem eigenen Porträtfoto darauf. Jeder in der Abschlussklasse an der Schauspielschule bekam das und jedes wurde ausgelegt, damit alle anderen Schüler und auch die Lehrer etwas hineinschreiben konnten.
Ich blätterte durch unglaublich nette, schöne und lustige Worte – und blieb da hängen, wo ich kurz schlucken musste: „Pack aus, was du innen hast.“
Das hatte der damalige Schulleiter hineingeschrieben. Vielleicht, weil ich mal in einer meiner schwersten Szenen steckte, für die er die Regie übernommen hatte: Diese Szene hatte alles mitgebracht, was sich eine Schauspielerin hätte wünschen können: Zwei Frauen stritten sich um einen Mann, nicht nur psychisch, sondern auch körperlich, wir trainierten eine Kampfszene zwischen all den emotionsgeladenen Dialogen, bei der es meine Spielpartnerin und mich über den Boden fetzte. Doch wochenlang hing ich fest und nichts, was ich innen hatte, wollte nach außen. Nur auf dem Weg nach Hause, in der Tram durch das dunkle, schimmernde München, da kamen plötzlich die Tränen und ich wurde wütend, weil ich das, was ich empfand, auf der Bühne nicht zeigen konnte.
Bei der nächsten Probe tat ich das, was oftmals geraten wird: Ich nahm meinen persönlichen Zustand mit in die Rolle hinein. Ich war so wütend und gleichzeitig so ängstlich, die Zwischenprüfung nicht zu schaffen, dass all diese Emotionen in meine Rolle übergingen und damit auch meine Kollegin erreichten, die ebenfalls mit einstieg und wir am Ende der Szene mit laufenden Nasen, schwitzenden Gesichtern und klebenden Haaren an der Rückwand der Bühne saßen. Der Lehrer war begeistert,  und von da an hatte ich den Schalter umgelegt und konnte die Emotion immer und immer wieder herstellen. Die Szene wurde zu einer der besten der Zwischenprüfung gewählt.
Pack aus, was du innen hast. Das empfinde ich als einen so wichtigen wie richtigen Satz. In meinem Fall hieß das, meine Emotionen äußerlich zu zeigen, aber das ist nicht alles. Dieser Satz irrsinnig gut auf das Leben angewendet werden, es ist ja sowieso eine einzige große Bühne. Was du kannst, was du willst, was dich verunsichert, was dich wütend macht, was dir auf und in der Seele brennt – pack es aus. Mach was draus, egal was, und hör um Himmels Willen nicht auf die anderen.
Selten hat mich ein so kurzer Satz so bewegt wie dieser. Ich hatte ihn vollkommen vergessen. Und obwohl ich die Schauspielkarriere bewusst an den Nagel gehängt habe, hat er mir so viel gebracht. Ich bin privat ein Mensch, der viel zu viel Energie aufwenden muss, eine Maske aufzusetzen, also lasse ich es lieber gleich. Wenn ich wütend bin, dann merkt und spürt das jeder um mich herum, aber wenn ich glücklich bin genauso. Ich kann laut werden und ganz gut mit Dingen werfen, ich kann ganz leise und zurückgezogen sein. Ich packe immer aus, was innen ist, und auch wenn ich dabei aufpassen muss, niemandem auf die Füße zu treten, kann ich nur sagen: Es ist unglaublich gesund. Befreiend. Es folgt für mich einer gewissen Logik.
In der Vergangenheit graben, um die Realität zu überprüfen, hatte etwas sehr Spannendes. Und obwohl ich das Buch in die Untiefen des Kellers verbannt habe, trage ich den Satz sehr bewusst in mir. Beim Schreiben, beim Diskutieren, beim Lachen. Wir sollten es uns selbst wert sein, authentisch zu sein, so zu sein, wie wir eben sind.
 
Merken
Merken
Merken
Anika arbeitet als Autorin und Bloggerin, manchmal von München aus, bevorzugt aber überall da, wo es immer warm ist. Sie sorgt sich um die Tier- und Umwelt und würde gerne einmal in einem Fall der drei ??? mitspielen. Ihr erstes Buch erscheint Mitte Mai im Goldmann Verlag, am zweiten Buch schreibt sie gerade - Kaffee & Rotwein also bitte an die Adresse im Impressum. Merci!
das ist wirklich ein schöner satz, den ich so auch zum ersten mal gehört habe. greifbar macht ihn vor allem das benutzte wort „packen“ – es ist also mit arbeit verbunden, nicht nur „durchscheinen“ lassen. ich komme wirklich gern hier her, hab noch einen schönen tag!
Vielen Dank!
In diesem Satz liegt etwas so vertrautes, so schönes, weil er genau dazu anregt das Schöne, das Vertraute, aber auch das Erschreckende, das Heimliche anzunehmen. Jetzt dreht sich ganz viel in meinem Kopf und ich bedanke mich für diesen Satz. Ich wünsch dir einen fabelhaften Tag!
Du schaffst es, eine Kommentarfunktion zu poetisieren <3
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.
Comment
Name *
Email *
Website

Brandneue Infos via Newsletter bekommen?
© 2013-2016 Anika Landsteiner. Illustration von Anna Grebner. Mit Liebe gemacht in München und der ganzen Welt. &

Was raus muss, muss raus. | Über das Reisen und über alles dazwischen.

anidenkt.


Was raus muss, muss raus. | Über das Reisen und über alles dazwischen.


Site navigation


Ich war keine Woche zurück in meiner Wohnung nach drei Monaten in einem klitzekleinen Zimmer mit spartanischer Einrichtung mitten in , da fing ich an auszumisten. Ich mache das gerne und diesmal war eine Kommode dran, um die ich trotz meines Hangs zum Verabschieden lange Zeit einen großen Bogen gemacht hatte.


Vielleicht, weil ich wusste, was drin war. Briefe, die ich natürlich nicht weggeworfen habe, aber deren Lesen stundenlanges Prokrastinieren förderten. Krimskrams, der sich angesammelt hat. Ein chaotisches Sammelsurium an Überbleibseln. Fotos, Fotos, Fotos. Viele davon von meiner ersten Reise außerhalb Europas, nach New York, die letztendlich viel mehr bedeutete, als mir kurz nach dem Rückflug bewusst war (mehr dazu übrigens im Buch). Und auch dieses Foto. Ich mit sechzehn, als meine Eltern mir einen Hund schenkten. Ich glaube, das Bild ist am nächsten Morgen entstanden. Sie war einige Wochen alt und ich spüre noch heute das Fell zwischen meinen Fingern, wenn ich zurückdenke.
Und letztendlich ist mir auch das in die Hände gefallen. Ein kleines, schwarzes Buch mit meinem eigenen Porträtfoto darauf. Jeder in der Abschlussklasse an der Schauspielschule bekam das und jedes wurde ausgelegt, damit alle anderen Schüler und auch die Lehrer etwas hineinschreiben konnten.
Ich blätterte durch unglaublich nette, schöne und lustige Worte – und blieb da hängen, wo ich kurz schlucken musste: „Pack aus, was du innen hast.“
Das hatte der damalige Schulleiter hineingeschrieben. Vielleicht, weil ich mal in einer meiner schwersten Szenen steckte, für die er die Regie übernommen hatte: Diese Szene hatte alles mitgebracht, was sich eine Schauspielerin hätte wünschen können: Zwei Frauen stritten sich um einen Mann, nicht nur psychisch, sondern auch körperlich, wir trainierten eine Kampfszene zwischen all den emotionsgeladenen Dialogen, bei der es meine Spielpartnerin und mich über den Boden fetzte. Doch wochenlang hing ich fest und nichts, was ich innen hatte, wollte nach außen. Nur auf dem Weg nach Hause, in der Tram durch das dunkle, schimmernde München, da kamen plötzlich die Tränen und ich wurde wütend, weil ich das, was ich empfand, auf der Bühne nicht zeigen konnte.
Bei der nächsten Probe tat ich das, was oftmals geraten wird: Ich nahm meinen persönlichen Zustand mit in die Rolle hinein. Ich war so wütend und gleichzeitig so ängstlich, die Zwischenprüfung nicht zu schaffen, dass all diese Emotionen in meine Rolle übergingen und damit auch meine Kollegin erreichten, die ebenfalls mit einstieg und wir am Ende der Szene mit laufenden Nasen, schwitzenden Gesichtern und klebenden Haaren an der Rückwand der Bühne saßen. Der Lehrer war begeistert,  und von da an hatte ich den Schalter umgelegt und konnte die Emotion immer und immer wieder herstellen. Die Szene wurde zu einer der besten der Zwischenprüfung gewählt.
Pack aus, was du innen hast. Das empfinde ich als einen so wichtigen wie richtigen Satz. In meinem Fall hieß das, meine Emotionen äußerlich zu zeigen, aber das ist nicht alles. Dieser Satz irrsinnig gut auf das Leben angewendet werden, es ist ja sowieso eine einzige große Bühne. Was du kannst, was du willst, was dich verunsichert, was dich wütend macht, was dir auf und in der Seele brennt – pack es aus. Mach was draus, egal was, und hör um Himmels Willen nicht auf die anderen.
Selten hat mich ein so kurzer Satz so bewegt wie dieser. Ich hatte ihn vollkommen vergessen. Und obwohl ich die Schauspielkarriere bewusst an den Nagel gehängt habe, hat er mir so viel gebracht. Ich bin privat ein Mensch, der viel zu viel Energie aufwenden muss, eine Maske aufzusetzen, also lasse ich es lieber gleich. Wenn ich wütend bin, dann merkt und spürt das jeder um mich herum, aber wenn ich glücklich bin genauso. Ich kann laut werden und ganz gut mit Dingen werfen, ich kann ganz leise und zurückgezogen sein. Ich packe immer aus, was innen ist, und auch wenn ich dabei aufpassen muss, niemandem auf die Füße zu treten, kann ich nur sagen: Es ist unglaublich gesund. Befreiend. Es folgt für mich einer gewissen Logik.
In der Vergangenheit graben, um die Realität zu überprüfen, hatte etwas sehr Spannendes. Und obwohl ich das Buch in die Untiefen des Kellers verbannt habe, trage ich den Satz sehr bewusst in mir. Beim Schreiben, beim Diskutieren, beim Lachen. Wir sollten es uns selbst wert sein, authentisch zu sein, so zu sein, wie wir eben sind.
 
Merken
Merken
Merken
Anika arbeitet als Autorin und Bloggerin, manchmal von München aus, bevorzugt aber überall da, wo es immer warm ist. Sie sorgt sich um die Tier- und Umwelt und würde gerne einmal in einem Fall der drei ??? mitspielen. Ihr erstes Buch erscheint Mitte Mai im Goldmann Verlag, am zweiten Buch schreibt sie gerade - Kaffee & Rotwein also bitte an die Adresse im Impressum. Merci!
das ist wirklich ein schöner satz, den ich so auch zum ersten mal gehört habe. greifbar macht ihn vor allem das benutzte wort „packen“ – es ist also mit arbeit verbunden, nicht nur „durchscheinen“ lassen. ich komme wirklich gern hier her, hab noch einen schönen tag!
Vielen Dank!
In diesem Satz liegt etwas so vertrautes, so schönes, weil er genau dazu anregt das Schöne, das Vertraute, aber auch das Erschreckende, das Heimliche anzunehmen. Jetzt dreht sich ganz viel in meinem Kopf und ich bedanke mich für diesen Satz. Ich wünsch dir einen fabelhaften Tag!
Du schaffst es, eine Kommentarfunktion zu poetisieren <3
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.
Comment
Name *
Email *
Website

Brandneue Infos via Newsletter bekommen?
Ich war keine Woche zurück in meiner Wohnung nach drei Monaten in einem klitzekleinen Zimmer mit spartanischer Einrichtung mitten in , da fing ich an auszumisten. Ich mache das gerne und diesmal war eine Kommode dran, um die ich trotz meines Hangs zum Verabschieden lange Zeit einen großen Bogen gemacht hatte.
Vielleicht, weil ich wusste, was drin war. Briefe, die ich natürlich nicht weggeworfen habe, aber deren Lesen stundenlanges Prokrastinieren förderten. Krimskrams, der sich angesammelt hat. Ein chaotisches Sammelsurium an Überbleibseln. Fotos, Fotos, Fotos. Viele davon von meiner ersten Reise außerhalb Europas, nach New York, die letztendlich viel mehr bedeutete, als mir kurz nach dem Rückflug bewusst war (mehr dazu übrigens im Buch). Und auch dieses Foto. Ich mit sechzehn, als meine Eltern mir einen Hund schenkten. Ich glaube, das Bild ist am nächsten Morgen entstanden. Sie war einige Wochen alt und ich spüre noch heute das Fell zwischen meinen Fingern, wenn ich zurückdenke.
Und letztendlich ist mir auch das in die Hände gefallen. Ein kleines, schwarzes Buch mit meinem eigenen Porträtfoto darauf. Jeder in der Abschlussklasse an der Schauspielschule bekam das und jedes wurde ausgelegt, damit alle anderen Schüler und auch die Lehrer etwas hineinschreiben konnten.
Ich blätterte durch unglaublich nette, schöne und lustige Worte – und blieb da hängen, wo ich kurz schlucken musste: „Pack aus, was du innen hast.“
Das hatte der damalige Schulleiter hineingeschrieben. Vielleicht, weil ich mal in einer meiner schwersten Szenen steckte, für die er die Regie übernommen hatte: Diese Szene hatte alles mitgebracht, was sich eine Schauspielerin hätte wünschen können: Zwei Frauen stritten sich um einen Mann, nicht nur psychisch, sondern auch körperlich, wir trainierten eine Kampfszene zwischen all den emotionsgeladenen Dialogen, bei der es meine Spielpartnerin und mich über den Boden fetzte. Doch wochenlang hing ich fest und nichts, was ich innen hatte, wollte nach außen. Nur auf dem Weg nach Hause, in der Tram durch das dunkle, schimmernde München, da kamen plötzlich die Tränen und ich wurde wütend, weil ich das, was ich empfand, auf der Bühne nicht zeigen konnte.
Bei der nächsten Probe tat ich das, was oftmals geraten wird: Ich nahm meinen persönlichen Zustand mit in die Rolle hinein. Ich war so wütend und gleichzeitig so ängstlich, die Zwischenprüfung nicht zu schaffen, dass all diese Emotionen in meine Rolle übergingen und damit auch meine Kollegin erreichten, die ebenfalls mit einstieg und wir am Ende der Szene mit laufenden Nasen, schwitzenden Gesichtern und klebenden Haaren an der Rückwand der Bühne saßen. Der Lehrer war begeistert,  und von da an hatte ich den Schalter umgelegt und konnte die Emotion immer und immer wieder herstellen. Die Szene wurde zu einer der besten der Zwischenprüfung gewählt.
Pack aus, was du innen hast. Das empfinde ich als einen so wichtigen wie richtigen Satz. In meinem Fall hieß das, meine Emotionen äußerlich zu zeigen, aber das ist nicht alles. Dieser Satz irrsinnig gut auf das Leben angewendet werden, es ist ja sowieso eine einzige große Bühne. Was du kannst, was du willst, was dich verunsichert, was dich wütend macht, was dir auf und in der Seele brennt – pack es aus. Mach was draus, egal was, und hör um Himmels Willen nicht auf die anderen.
Selten hat mich ein so kurzer Satz so bewegt wie dieser. Ich hatte ihn vollkommen vergessen. Und obwohl ich die Schauspielkarriere bewusst an den Nagel gehängt habe, hat er mir so viel gebracht. Ich bin privat ein Mensch, der viel zu viel Energie aufwenden muss, eine Maske aufzusetzen, also lasse ich es lieber gleich. Wenn ich wütend bin, dann merkt und spürt das jeder um mich herum, aber wenn ich glücklich bin genauso. Ich kann laut werden und ganz gut mit Dingen werfen, ich kann ganz leise und zurückgezogen sein. Ich packe immer aus, was innen ist, und auch wenn ich dabei aufpassen muss, niemandem auf die Füße zu treten, kann ich nur sagen: Es ist unglaublich gesund. Befreiend. Es folgt für mich einer gewissen Logik.
In der Vergangenheit graben, um die Realität zu überprüfen, hatte etwas sehr Spannendes. Und obwohl ich das Buch in die Untiefen des Kellers verbannt habe, trage ich den Satz sehr bewusst in mir. Beim Schreiben, beim Diskutieren, beim Lachen. Wir sollten es uns selbst wert sein, authentisch zu sein, so zu sein, wie wir eben sind.
 
Merken
Merken
Merken
Anika arbeitet als Autorin und Bloggerin, manchmal von München aus, bevorzugt aber überall da, wo es immer warm ist. Sie sorgt sich um die Tier- und Umwelt und würde gerne einmal in einem Fall der drei ??? mitspielen. Ihr erstes Buch erscheint Mitte Mai im Goldmann Verlag, am zweiten Buch schreibt sie gerade - Kaffee & Rotwein also bitte an die Adresse im Impressum. Merci!
das ist wirklich ein schöner satz, den ich so auch zum ersten mal gehört habe. greifbar macht ihn vor allem das benutzte wort „packen“ – es ist also mit arbeit verbunden, nicht nur „durchscheinen“ lassen. ich komme wirklich gern hier her, hab noch einen schönen tag!
Vielen Dank!
In diesem Satz liegt etwas so vertrautes, so schönes, weil er genau dazu anregt das Schöne, das Vertraute, aber auch das Erschreckende, das Heimliche anzunehmen. Jetzt dreht sich ganz viel in meinem Kopf und ich bedanke mich für diesen Satz. Ich wünsch dir einen fabelhaften Tag!
Du schaffst es, eine Kommentarfunktion zu poetisieren <3
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.
Comment
Name *
Email *
Website

Brandneue Infos via Newsletter bekommen?

Warum Ausmisten viel mehr ist als das.


By


fail.png


Ich war keine Woche zurück in meiner Wohnung nach drei Monaten in einem klitzekleinen Zimmer mit spartanischer Einrichtung mitten in , da fing ich an auszumisten. Ich mache das gerne und diesmal war eine Kommode dran, um die ich trotz meines Hangs zum Verabschieden lange Zeit einen großen Bogen gemacht hatte.
Vielleicht, weil ich wusste, was drin war. Briefe, die ich natürlich nicht weggeworfen habe, aber deren Lesen stundenlanges Prokrastinieren förderten. Krimskrams, der sich angesammelt hat. Ein chaotisches Sammelsurium an Überbleibseln. Fotos, Fotos, Fotos. Viele davon von meiner ersten Reise außerhalb Europas, nach New York, die letztendlich viel mehr bedeutete, als mir kurz nach dem Rückflug bewusst war (mehr dazu übrigens im Buch). Und auch dieses Foto. Ich mit sechzehn, als meine Eltern mir einen Hund schenkten. Ich glaube, das Bild ist am nächsten Morgen entstanden. Sie war einige Wochen alt und ich spüre noch heute das Fell zwischen meinen Fingern, wenn ich zurückdenke.
Und letztendlich ist mir auch das in die Hände gefallen. Ein kleines, schwarzes Buch mit meinem eigenen Porträtfoto darauf. Jeder in der Abschlussklasse an der Schauspielschule bekam das und jedes wurde ausgelegt, damit alle anderen Schüler und auch die Lehrer etwas hineinschreiben konnten.
Ich blätterte durch unglaublich nette, schöne und lustige Worte – und blieb da hängen, wo ich kurz schlucken musste: „Pack aus, was du innen hast.“
Das hatte der damalige Schulleiter hineingeschrieben. Vielleicht, weil ich mal in einer meiner schwersten Szenen steckte, für die er die Regie übernommen hatte: Diese Szene hatte alles mitgebracht, was sich eine Schauspielerin hätte wünschen können: Zwei Frauen stritten sich um einen Mann, nicht nur psychisch, sondern auch körperlich, wir trainierten eine Kampfszene zwischen all den emotionsgeladenen Dialogen, bei der es meine Spielpartnerin und mich über den Boden fetzte. Doch wochenlang hing ich fest und nichts, was ich innen hatte, wollte nach außen. Nur auf dem Weg nach Hause, in der Tram durch das dunkle, schimmernde München, da kamen plötzlich die Tränen und ich wurde wütend, weil ich das, was ich empfand, auf der Bühne nicht zeigen konnte.
Bei der nächsten Probe tat ich das, was oftmals geraten wird: Ich nahm meinen persönlichen Zustand mit in die Rolle hinein. Ich war so wütend und gleichzeitig so ängstlich, die Zwischenprüfung nicht zu schaffen, dass all diese Emotionen in meine Rolle übergingen und damit auch meine Kollegin erreichten, die ebenfalls mit einstieg und wir am Ende der Szene mit laufenden Nasen, schwitzenden Gesichtern und klebenden Haaren an der Rückwand der Bühne saßen. Der Lehrer war begeistert,  und von da an hatte ich den Schalter umgelegt und konnte die Emotion immer und immer wieder herstellen. Die Szene wurde zu einer der besten der Zwischenprüfung gewählt.
Pack aus, was du innen hast. Das empfinde ich als einen so wichtigen wie richtigen Satz. In meinem Fall hieß das, meine Emotionen äußerlich zu zeigen, aber das ist nicht alles. Dieser Satz irrsinnig gut auf das Leben angewendet werden, es ist ja sowieso eine einzige große Bühne. Was du kannst, was du willst, was dich verunsichert, was dich wütend macht, was dir auf und in der Seele brennt – pack es aus. Mach was draus, egal was, und hör um Himmels Willen nicht auf die anderen.
Selten hat mich ein so kurzer Satz so bewegt wie dieser. Ich hatte ihn vollkommen vergessen. Und obwohl ich die Schauspielkarriere bewusst an den Nagel gehängt habe, hat er mir so viel gebracht. Ich bin privat ein Mensch, der viel zu viel Energie aufwenden muss, eine Maske aufzusetzen, also lasse ich es lieber gleich. Wenn ich wütend bin, dann merkt und spürt das jeder um mich herum, aber wenn ich glücklich bin genauso. Ich kann laut werden und ganz gut mit Dingen werfen, ich kann ganz leise und zurückgezogen sein. Ich packe immer aus, was innen ist, und auch wenn ich dabei aufpassen muss, niemandem auf die Füße zu treten, kann ich nur sagen: Es ist unglaublich gesund. Befreiend. Es folgt für mich einer gewissen Logik.
In der Vergangenheit graben, um die Realität zu überprüfen, hatte etwas sehr Spannendes. Und obwohl ich das Buch in die Untiefen des Kellers verbannt habe, trage ich den Satz sehr bewusst in mir. Beim Schreiben, beim Diskutieren, beim Lachen. Wir sollten es uns selbst wert sein, authentisch zu sein, so zu sein, wie wir eben sind.
 
Merken
Merken
Merken
Ich war keine Woche zurück in meiner Wohnung nach drei Monaten in einem klitzekleinen Zimmer mit spartanischer Einrichtung mitten in , da fing ich an auszumisten. Ich mache das gerne und diesmal war eine Kommode dran, um die ich trotz meines Hangs zum Verabschieden lange Zeit einen großen Bogen gemacht hatte.
Vielleicht, weil ich wusste, was drin war. Briefe, die ich natürlich nicht weggeworfen habe, aber deren Lesen stundenlanges Prokrastinieren förderten. Krimskrams, der sich angesammelt hat. Ein chaotisches Sammelsurium an Überbleibseln. Fotos, Fotos, Fotos. Viele davon von meiner ersten Reise außerhalb Europas, nach New York, die letztendlich viel mehr bedeutete, als mir kurz nach dem Rückflug bewusst war (mehr dazu übrigens im Buch). Und auch dieses Foto. Ich mit sechzehn, als meine Eltern mir einen Hund schenkten. Ich glaube, das Bild ist am nächsten Morgen entstanden. Sie war einige Wochen alt und ich spüre noch heute das Fell zwischen meinen Fingern, wenn ich zurückdenke.
Und letztendlich ist mir auch das in die Hände gefallen. Ein kleines, schwarzes Buch mit meinem eigenen Porträtfoto darauf. Jeder in der Abschlussklasse an der Schauspielschule bekam das und jedes wurde ausgelegt, damit alle anderen Schüler und auch die Lehrer etwas hineinschreiben konnten.
Ich blätterte durch unglaublich nette, schöne und lustige Worte – und blieb da hängen, wo ich kurz schlucken musste: „Pack aus, was du innen hast.“
Das hatte der damalige Schulleiter hineingeschrieben. Vielleicht, weil ich mal in einer meiner schwersten Szenen steckte, für die er die Regie übernommen hatte: Diese Szene hatte alles mitgebracht, was sich eine Schauspielerin hätte wünschen können: Zwei Frauen stritten sich um einen Mann, nicht nur psychisch, sondern auch körperlich, wir trainierten eine Kampfszene zwischen all den emotionsgeladenen Dialogen, bei der es meine Spielpartnerin und mich über den Boden fetzte. Doch wochenlang hing ich fest und nichts, was ich innen hatte, wollte nach außen. Nur auf dem Weg nach Hause, in der Tram durch das dunkle, schimmernde München, da kamen plötzlich die Tränen und ich wurde wütend, weil ich das, was ich empfand, auf der Bühne nicht zeigen konnte.
Bei der nächsten Probe tat ich das, was oftmals geraten wird: Ich nahm meinen persönlichen Zustand mit in die Rolle hinein. Ich war so wütend und gleichzeitig so ängstlich, die Zwischenprüfung nicht zu schaffen, dass all diese Emotionen in meine Rolle übergingen und damit auch meine Kollegin erreichten, die ebenfalls mit einstieg und wir am Ende der Szene mit laufenden Nasen, schwitzenden Gesichtern und klebenden Haaren an der Rückwand der Bühne saßen. Der Lehrer war begeistert,  und von da an hatte ich den Schalter umgelegt und konnte die Emotion immer und immer wieder herstellen. Die Szene wurde zu einer der besten der Zwischenprüfung gewählt.
Pack aus, was du innen hast. Das empfinde ich als einen so wichtigen wie richtigen Satz. In meinem Fall hieß das, meine Emotionen äußerlich zu zeigen, aber das ist nicht alles. Dieser Satz irrsinnig gut auf das Leben angewendet werden, es ist ja sowieso eine einzige große Bühne. Was du kannst, was du willst, was dich verunsichert, was dich wütend macht, was dir auf und in der Seele brennt – pack es aus. Mach was draus, egal was, und hör um Himmels Willen nicht auf die anderen.
Selten hat mich ein so kurzer Satz so bewegt wie dieser. Ich hatte ihn vollkommen vergessen. Und obwohl ich die Schauspielkarriere bewusst an den Nagel gehängt habe, hat er mir so viel gebracht. Ich bin privat ein Mensch, der viel zu viel Energie aufwenden muss, eine Maske aufzusetzen, also lasse ich es lieber gleich. Wenn ich wütend bin, dann merkt und spürt das jeder um mich herum, aber wenn ich glücklich bin genauso. Ich kann laut werden und ganz gut mit Dingen werfen, ich kann ganz leise und zurückgezogen sein. Ich packe immer aus, was innen ist, und auch wenn ich dabei aufpassen muss, niemandem auf die Füße zu treten, kann ich nur sagen: Es ist unglaublich gesund. Befreiend. Es folgt für mich einer gewissen Logik.
In der Vergangenheit graben, um die Realität zu überprüfen, hatte etwas sehr Spannendes. Und obwohl ich das Buch in die Untiefen des Kellers verbannt habe, trage ich den Satz sehr bewusst in mir. Beim Schreiben, beim Diskutieren, beim Lachen. Wir sollten es uns selbst wert sein, authentisch zu sein, so zu sein, wie wir eben sind.


Packt aus, was ihr innen habt. Hört auf, euch zurückzunehmen. Für mehr Selbstverwirklichung, für weniger Zweifeln und Zögern. Wer damit nicht zurecht kommt, der kann ja einfach weitergehen.



Merken
Merken
Merken

fail.png


Anika arbeitet als Autorin und Bloggerin, manchmal von München aus, bevorzugt aber überall da, wo es immer warm ist. Sie sorgt sich um die Tier- und Umwelt und würde gerne einmal in einem Fall der drei ??? mitspielen. Ihr erstes Buch erscheint Mitte Mai im Goldmann Verlag, am zweiten Buch schreibt sie gerade - Kaffee & Rotwein also bitte an die Adresse im Impressum. Merci!
Anika arbeitet als Autorin und Bloggerin, manchmal von München aus, bevorzugt aber überall da, wo es immer warm ist. Sie sorgt sich um die Tier- und Umwelt und würde gerne einmal in einem Fall der drei ??? mitspielen. Ihr erstes Buch erscheint Mitte Mai im Goldmann Verlag, am zweiten Buch schreibt sie gerade - Kaffee & Rotwein also bitte an die Adresse im Impressum. Merci!

Post navigation


das ist wirklich ein schöner satz, den ich so auch zum ersten mal gehört habe. greifbar macht ihn vor allem das benutzte wort „packen“ – es ist also mit arbeit verbunden, nicht nur „durchscheinen“ lassen. ich komme wirklich gern hier her, hab noch einen schönen tag!


Vielen Dank!
In diesem Satz liegt etwas so vertrautes, so schönes, weil er genau dazu anregt das Schöne, das Vertraute, aber auch das Erschreckende, das Heimliche anzunehmen. Jetzt dreht sich ganz viel in meinem Kopf und ich bedanke mich für diesen Satz. Ich wünsch dir einen fabelhaften Tag!
Du schaffst es, eine Kommentarfunktion zu poetisieren <3
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.
Comment
Name *
Email *
Website

Brandneue Infos via Newsletter bekommen?

4 comments


  • das ist wirklich ein schöner satz, den ich so auch zum ersten mal gehört habe. greifbar macht ihn vor allem das benutzte wort „packen“ – es ist also mit arbeit verbunden, nicht nur „durchscheinen“ lassen. ich komme wirklich gern hier her, hab noch einen schönen tag! Vielen Dank!
  • Vielen Dank!
  • Sharon In diesem Satz liegt etwas so vertrautes, so schönes, weil er genau dazu anregt das Schöne, das Vertraute, aber auch das Erschreckende, das Heimliche anzunehmen. Jetzt dreht sich ganz viel in meinem Kopf und ich bedanke mich für diesen Satz. Ich wünsch dir einen fabelhaften Tag! Du schaffst es, eine Kommentarfunktion zu poetisieren <3
  • Du schaffst es, eine Kommentarfunktion zu poetisieren <3
    das ist wirklich ein schöner satz, den ich so auch zum ersten mal gehört habe. greifbar macht ihn vor allem das benutzte wort „packen“ – es ist also mit arbeit verbunden, nicht nur „durchscheinen“ lassen. ich komme wirklich gern hier her, hab noch einen schönen tag!

fail.png


das ist wirklich ein schöner satz, den ich so auch zum ersten mal gehört habe. greifbar macht ihn vor allem das benutzte wort „packen“ – es ist also mit arbeit verbunden, nicht nur „durchscheinen“ lassen. ich komme wirklich gern hier her, hab noch einen schönen tag!
das ist wirklich ein schöner satz, den ich so auch zum ersten mal gehört habe. greifbar macht ihn vor allem das benutzte wort „packen“ – es ist also mit arbeit verbunden, nicht nur „durchscheinen“ lassen. ich komme wirklich gern hier her, hab noch einen schönen tag!
  • Vielen Dank!
    Vielen Dank!

fail.png


Vielen Dank!
Vielen Dank!
In diesem Satz liegt etwas so vertrautes, so schönes, weil er genau dazu anregt das Schöne, das Vertraute, aber auch das Erschreckende, das Heimliche anzunehmen. Jetzt dreht sich ganz viel in meinem Kopf und ich bedanke mich für diesen Satz. Ich wünsch dir einen fabelhaften Tag!
Sharon

fail.png


In diesem Satz liegt etwas so vertrautes, so schönes, weil er genau dazu anregt das Schöne, das Vertraute, aber auch das Erschreckende, das Heimliche anzunehmen. Jetzt dreht sich ganz viel in meinem Kopf und ich bedanke mich für diesen Satz. Ich wünsch dir einen fabelhaften Tag!
In diesem Satz liegt etwas so vertrautes, so schönes, weil er genau dazu anregt das Schöne, das Vertraute, aber auch das Erschreckende, das Heimliche anzunehmen. Jetzt dreht sich ganz viel in meinem Kopf und ich bedanke mich für diesen Satz. Ich wünsch dir einen fabelhaften Tag!
  • Du schaffst es, eine Kommentarfunktion zu poetisieren <3
    Du schaffst es, eine Kommentarfunktion zu poetisieren <3

fail.png


Du schaffst es, eine Kommentarfunktion zu poetisieren <3
Du schaffst es, eine Kommentarfunktion zu poetisieren <3
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.
Comment
Name *
Email *
Website

Brandneue Infos via Newsletter bekommen?

Join the discussion


Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.


Comment
Name *
Email *
Website

Brandneue Infos via Newsletter bekommen?
© 2013-2016 Anika Landsteiner. Illustration von Anna Grebner. Mit Liebe gemacht in München und der ganzen Welt. &

Blog-Bild-Header zur Verfügung gestellt von Pexels.
Photographer: Alan Cabello
URL: https://www.pexels.com/photo/person-standing-near-rocks-12205909/